
Sokrates
Sokrates gilt als einer der prägenden Philosophen des westlichen Abendlandes. Viele kennen ihn vom Sokratischen Dialog oder Sokratischen Gespräch – als der, der die vielen Fragen stellte.
Im Bild hält er einen Schierlingsbecher, aus dem der zum Tode verurteilte Sokrates trank und daran starb. Sein Ende zeigt eindrucksvoll auf, wie seine Methode den Menschen zur Selbsterkenntnis zu helfen, jedoch auch dazu führte, sich mächtige Feinde zu machen – die zu seinem richterlichen Todesurteil führte.
Erfahre mehr über das Sokratische Gespräch und wie es sich seit Sokrates weiterentwickelt hat und im 21. Jahrhundert angekommen ist.
Der Sokratische Dialog ist unter vielen Namen bekannt:
Du kennst weitere Varianten. Lass es mich wissen, ich nehme es gerne auf.
Was ist der Sokratische Dialog?
Stelle dir vor, wenn wir wirklich zuhören und gemeinsam denken würden? Der sokratische Dialog bietet genau das – einen Raum für tiefgehenden Austausch, Klarheit und neue Perspektiven.
Der Sokratische Dialog ist eine strukturierte Methode der Gesprächsführung, die auf Reflexion, kritisches Denken und Erkenntnisgewinn abzielt. Dabei stellt ein Moderator gezielte Fragen, um Denkprozesse anzustoßen und tiefere Einsichten zu ermöglichen. Es geht weniger um die Vermittlung von Wissen als vielmehr um die Entwicklung eines besseren Verständnisses durch Hinterfragen und gemeinsames Denken.
Sein Ansatz der Gesprächsführung wurde von weiteren Menschen maßgeblich weiterentwickelt:
- Sokrates (470 – 399 vor unserer Zeitrechnung)
- Platon (427 – 347 vor unserer Zeitrechnung), Schüler von Sokrates
- Immanuel Kant (1724 – 1804)
- Jakob Friedrich Fries (1773 – 1843)
- Leonard Nelson (1882 – 1927), geistiger Schüler von Immanuel Kant und Jakob Friedrich Fries
- Gustav Heckmann (1898 – 1996), Schüler von Leonard Nelson
- Detlef Horster (1942), Schüler von Gustav Heckmann
- Thomas Rehehäuser (1974), passte sie an die Anforderungen des 21. Jahrhunderts an

Der Sokratische Dialog in der Schweiz
Auch in der Schweiz haben sich namhafte Personen mit dieser Dialogform auseinandergesetzt. Ein Beispiel ist der Schweizer Philosoph Karl Jaspers, der die Bedeutung des Dialogs für existenzielle Fragen hervorhob.
Zudem gibt es in der Schweiz verschiedene Initiativen, die sich mit dem Sokratischen Dialog beschäftigen, etwa das „Institut für Philosophische Praxis“ in Zürich oder das „Philosophicum Basel“, das regelmäßig philosophische Gespräche organisiert.
Folgende Menschen haben in der Schweiz den Sokratischen Dialog gelebt, belebt und angewendet.
Max Frisch (1911–1991): Der renommierte Schweizer Schriftsteller nutzte in seinem Werk „Schweiz ohne Armee? Ein Palaver“ die Form des sokratischen Dialogs, um gesellschaftliche und politische Themen kritisch zu beleuchten.
Karl Jaspers (1883–1969) – Der deutsch-schweizerische Philosoph befasste sich intensiv mit existenziellem und dialogischem Denken. Seine Philosophie des „existentiellen Gesprächs“ weist Parallelen zum Sokratischen Dialog auf.
Fritz Perls (1893–1970) – Der in Berlin geborene Psychotherapeut, der später in die Schweiz zog, entwickelte die Gestalttherapie. Diese beinhaltet dialogische Elemente, die auf sokratischen Prinzipien basieren, insbesondere das bewusste Fragenstellen zur Selbstklärung.
Leonhard Ragaz (1868–1945) – Ein bedeutender Schweizer Theologe und Sozialphilosoph, der sich für ethische Reflexion und dialogische Prozesse in der Gesellschaft einsetzte.
Hans Saner (1934–2017) – Als Schüler von Karl Jaspers war er ein Vertreter des dialogischen und kritischen Denkens, das an den Sokratischen Dialog erinnert.
Ernst Cassirer (1874–1945) – Obwohl gebürtiger Deutscher, verbrachte er Zeit in der Schweiz. Seine Philosophie der symbolischen Formen und sein kritisches Denken stehen in einer Tradition, die mit sokratischen Methoden verwandt ist.
Denis de Rougemont (1906–1985) – Ein Schweizer Philosoph und Intellektueller, der den Dialog über europäische Identität und Ethik förderte und das dialogische Prinzip in seine Überlegungen integrierte.
Ueli Aeschlimann: Als emeritierter Professor für Physik und Fachdidaktik an den Pädagogischen Hochschulen Bern und Luzern setzte er sich intensiv mit der Anwendung des sokratischen Gesprächs in der Bildung auseinander. Seine Arbeiten betonen die Bedeutung dieser Methode im naturwissenschaftlichen Unterricht.
Martin Wagenschein (1896–1988): Obwohl deutscher Herkunft, beeinflusste Wagenschein die Schweizer Bildungslandschaft maßgeblich. Seine didaktischen Konzepte, insbesondere das sokratische Gespräch, fanden in der Schweiz breite Anerkennung und Anwendung.
Merkmale des Sokratischen Dialogs
Ein Sokratischer Dialog unterscheidet sich deutlich von alltäglichen Gesprächen. Zu den zentralen Merkmalen gehören – in der Weiterentwicklung durch Thomas Rehehäuser.
Mehr zum Sokratischen Dialog und seiner Entwicklungsgeschichte findest du in diesem Artikel.
Fragen
Die einladen, anregen.
Gleichwertigkeit
Alle auf Augenhöhe.
Sprache
Bewusster Umgang.
Nicht-Wissen
Suspendieren.
Offener Prozess
Es gibt kein Ziel.
Respekt
Unterschied als Gewinn.
Stille
Innere Reflexion.
Gemeinschaft
Erkenntnisse teilen.
Warum ist der Sokratische Dialog in der heute Schweiz relevant?

Demokratie und Diskussionskultur
Das Sokratische Gespräch kann den gesellschaftlichen Rahmen geben, um gesellschaftliche Debatten fundierter und respektvoller zu führen.

Reflexion und Entscheidungsfindung
In einer Welt, die von Informationsüberflutung und schnellen Meinungsäußerungen geprägt ist, bietet der Sokratische Dialog eine Möglichkeit zur Reflexion und besseren Entscheidungsfindung.

Verständnis miteinander erhöhen
Regelmäßige Teilnehmer am Sokratischen Dialog entwickeln eine geschärfte Wahrnehmung für die eigene Denkweise und ein besseres Verständnis für andere.
Anwendungsbereiche
Der Sokratische Dialog wird in verschiedenen Bereichen eingesetzt:
- Bildung und Pädagogik: Förderung des kritischen Denkens in Schweizer Schulen und Universitäten, beispielsweise durch Projekte an der Universität Zürich oder der ETH Zürich.
- Unternehmensführung und Teamentwicklung: Verbesserung von Entscheidungsprozessen und Förderung eines reflektierten Kommunikationsstils, besonders relevant für Schweizer Unternehmen mit einem starken Fokus auf partizipative Führung.
- Mediation und Konfliktlösung: Schaffung eines offenen Dialograums, um Missverständnisse zu klären und zu einer gemeinsamen Lösung zu gelangen, eine Praxis, die auch von Schweizer Organisationen wie dem Zentrum für Mediation Bern genutzt wird.
- Persönlichkeitsentwicklung und Selbsterkenntnis: Ermöglicht den Teilnehmern des Neuen Sokratischen Dialogs online und in Präsenz sich ihrer Grundannahmen bewusster zu werden, ihre Selbsterkenntnis zu steigern und gemeinsam mit anderen neue Perspektiven zu entdecken.
- Psychotherapie und Coaching: Unterstützung von Klienten dabei, eigene Denkmuster zu hinterfragen und neue Einsichten zu gewinnen, wie es auch in der Praxis von Schweizer Coaches wie Peter Bieri (alias Pascal Mercier) thematisiert wurde.
Beispiele für Sokratische Fragen
- „Wie können wir sicher sein, dass unsere Überzeugung wahr ist?“
- „Welche Argumente sprechen für oder gegen diese Annahme?“
- „Haben wir bereits ähnliche Situationen erlebt, die eine andere Sichtweise nahelegen?“
- „Welche Konsequenzen ergeben sich aus dieser Haltung?“
Bekannt aus den Medien
Sokratischer Dialog • wahrhafte Kommunikation & Selbsterfahrung
Dr. med. Emilie Frigowitsch spricht mit Thomas Rehehäuser über den Sokratischen Dialog und seine Chancen in unserer Zeit.
Interview mit Detlef Korus
Der ehemalige SAT1-Anchorman „Newsmagazin“ Detlef Korus im Interview mit Thomas Rehehäuser über den Sokratischen Dialog und seine Bedeutung in der heutigen Zeit.
Für Schule, Lehrer und Lernen
Ein Interview mit dem ehem. Schulleiter Tobias Jarzombek-Guth über das Sokratische Gespräche Online in Schule, für Lehrer und Lernen.
Anstehende Veranstaltungen mit Thomas Rehehäuser
Sokratischer Gesprächskreis Online
max. 7 Dialogpartner, Online, via Zoom
Mittwoch, 05. NOVember 2025
Sokratisches Mentoring
1-zu-1, Online, via Zoom
Nach Vereinbarung